Etappe13-2

Tour de France 2020 – Woche 2

Da die Tour de France in ihren zweiten Ruhetag geht, wird es Zeit für uns, die zweite Woche zusammenzufassen. Die erste Woche der Tour de France 2020 war bereits interessant und spannend.

Ausreißergruppe der 13 Etappe Tour de France 2020
Gleich drei Deutsche konnten auf der 13. Etappe gute Ergebnisse aus einer Ausreißergruppe einfahren © A.S.O./Pauline Ballet

Da ein Tour-Abbruch im Zusammenhang mit Cororna-Infektionen nicht unwahrscheinlich ist, halten die Fahrer nicht viel für die letzte Woche zurück.

10. Etappe – Im Kampf um Grün

Nach dem Ruhetag am letzten Montag, startete die neue Woche mit einer Flachetappe. Kurz nach dem Start konnten sich zwei Ausreißer, die Schweizer Stefan Küng und Michael Schär, absetzten. Doch dabei blieb es nicht lange. Angespannte Windverhältnisse und die Angst vor einer Windkantensituation hielten das Tempo des Hauptfeldes hoch. In der angespannten Lage kam zu einigen Rissen und Stürzen im Peloton. Die Windgeschwindigkeiten reichten aber nicht aus, um signifikanten Schaden anzurichten. So kamen zumindest alle Sprinter sowie die Klassementfahrer gleichzeitig zum Etappenziel.

Dort war es der Sprintzug der Sunweb-Mannschaft, der das Geschehen bis auf den letzten Kilometer diktierte. Den Etappensieg jedoch sicherte sich Sam Bennett. Für den Iren war es der erste Tour-Etappensieg und sichtlich gerührt war er im anschließenden Interview. Zudem eroberte er sich das grüne Trikot von Konkurrent Sagan zurück.

Sam Bennett, Sieger 10. Etappe Tour de France 2020
© A.S.O./Pauline Ballet

Aus deutscher Sicht erfreulich, Andre Greipel scheint, nachdem er zuletzt etwas schwächelte, wieder fit zu sein. Zum ersten mal bei dieser Tour mischte er sich in das Sprintgeschehen ein und erreichte Platz 6.

  • Gelbes Trikot: Primoz Roglic
  • Grünes Trikot: Sam Bennet
  • Bergtrikot: Benoit Cosnefroy
  • Weißes Trikot: Egan Bernal
  • Teamwertung: Movistar Team
  • Kämpferischster Fahrer: Stefan Küng

11. Etappe – Stress im Sprint

Mit nur wenigen Höhenmetern und einer kleinen Bergwertung der vierten Kategorie war auch die elfte Etappe der Tour de France 2020 wieder ein Tag für die Sprinter. Doch 6 Kilometer vor dem Ziel attackierte Lukas Pöstlberger noch einmal. Mit Bob Jungels und Kasper Asgreen an seinem Hinterrad sah es so aus als könnten die drei vielleicht mit einem kleinem Vorsprung die Ziellinie erreichen. Doch 3,5 Kilometer später wurden sie gestellt.

Peter Sagan, Tour de France 2020
© A.S.O./Alex Broadway

Drama und Aufregung im anschließenden Sprint. In einem Bilderbuchfinale kommen Sagan, Bennett, Van Aert und Ewan fast zeitgleich zum Zielstrich. Caleb Ewan hatte gutes Timing und war heute wieder mal der schnellste – sein zweiter Etappensieg. Für einen Rempler gegen Van Aert wurde der Etappenzweite, Peter Sagan, später im Klassement zurückgesetzt und mit Punktabzug im Kampf um das Grüne Trikot bestraft. Nach mehrfacher Betrachtung des Videomaterials, finden wir zu unrecht. Man kann Sagan mögen oder nicht, aber er verschafft sich in dieser Situation Platz, um einem Sturz wie Fabio Jakobsen bei der Polen-Rundfahrt zu entgehen. Sprinter müssen ihr Handeln in Bruchteilen einer Sekunde entscheiden und Rempler wie dieser gehören im Sprint nunmal dazu.

  • Gelbes Trikot: Primoz Roglic
  • Grünes Trikot: Sam Bennet
  • Bergtrikot: Benoit Cosnefroy
  • Weißes Trikot: Egan Bernal
  • Teamwertung: Movistar Team
  • Kämpferischster Fahrer: Matthieu Ladagnous

12. Etappe – Der längste Tag

Die längste Tour Etappe des Jahres stand heute an. Ein welliges Profil gerade in Richtung der Ziellinie versprach viel Spannung. Gut 40 Kilometer vor dem Ziel wurde das Rennen um den Etappensieg dann eröffnet. Zahlreiche Fahrer attackierten an der Cote de la Croix du Pey, unter ihnen Etappensieger Julian Alaphilippe, Marc Hirschi und der deutsche Max Schachmann.

Marc Hirschi mit seinem ersten Profisieg bei der Tour de France
© A.S.O./Alex Broadway

Marc Hirschi, der bereits zweiter und dritter bei auf Etappen dieser Tour war, konnte sich schließlich mit einem 28 Kilometer langen Solo absetzten. Uneinigkeiten unter den Verfolgern machten die Aufholjagd schwer und so gewann der junge Schweizer.

  • Gelbes Trikot: Primoz Roglic
  • Grünes Trikot: Sam Bennet
  • Bergtrikot: Benoit Cosnefroy
  • Weißes Trikot: Egan Bernal
  • Teamwertung: Movistar Team
  • Kämpferischster Fahrer: Marc Hirschi

13. Etappe – Kämna verpokert sich

Nach zwei Flachetappen und dem eher welligen Profil der Etappe am Vortag führte die 13. Etappe über viele Berge in das Zentralmassiv. Viele Fahrer und Mannschaften hatten Interesse an einem Etappensieg und so setzte sich eine große Fluchtgruppe, unter anderem mit den drei deutschen Schachmann, Kämna und Geschke ab. Aus der Ausreißergruppe war es dann zuerst einer von drei Education First Fahrern, Neilsson Powless, der sich absetzte. Max Schachmann schloß kurz darauf die Lücke und konnte sogar über den jungen Amerikaner hinweg attackieren. Daniel Martinez (EF Pro Cycling), der nach den Sturz von Primoz Roglic das Criterium Dauphine gewonnen hatte, versuchte dann Schachmann wieder einzuholen, konnte jedoch nicht Lennard Kämna loswerden. 1,5 Kilometer vor dem Ziel waren die drei schließlich zusammen unterwegs, den Etappensieg sollten sie unter sich ausmachen. Die Bora-Fahrer in der Überzahl klar favorisiert, doch Schachmann konnte bei den Tempoverschärfungen nicht mehr lange mitgehen. Lennard Kämna zuckt im Zielsprint etwas zu früh und wird deshalb leider nur Zweiter. Max Schachmann wird Dritter, Simon Geschke Siebter. Trotzdem eine starke Leistung von den Deutschen und vielleicht beklommen sie auf einer der kommenden Etappen ja noch eine Chance.

Max Schachmann, Bora-hansgrohe kämpft um einen Etappensieg
© A.S.O./Pauline Ballet

Im Kampf um Gelb machten die Slowenen ernst. Roglic und Pogacar hielten das Tempo am Schlussanstieg unglaublich hoch, so das vor allem Vorjahressieger Egan Bernal bedeutend an Zeit verlor. Damit verliert er das Weiße Trikot für den besten jungen Fahrer.

Nach einem Sturz auf der Etappe und einer später festgestellten Gehirnerschütterung muss Romain Bardet die Tour nach dieser Etappe verlassen.

  • Gelbes Trikot: Primoz Roglic
  • Grünes Trikot: Sam Bennet
  • Bergtrikot: Benoit Cosnefroy
  • Weißes Trikot: Tadej Pogacar
  • Teamwertung: EF Pro Cycling
  • Kämpferischster Fahrer: Max Schachmann

14. Etappe – Sagan kämpft weiter

Nach seinem Rempler gegen Wout van Aert und der anschließenden Strafe wird es für Peter Sagan schwer das grüne Trikot zu gewinnen. Sam Bennett hat aktuell eine solide Führung. Doch mit der Aufgabe von Emanuel Buchmanns Ambitionen im Gesamtklassement kann sich Sagan nun auf die Unterstützung des gesamten Bora-Team, Band of Brothers, verlassen.

So attackierte er heute zusammen mit Max Schachmann und Daniel Oss am Anstieg vor dem Zwischensprint. Auch wenn Sam Bennett versuchte mitzugehen, war das Tempo an der Welle einfach etwas zu hoch für den reinrassigen Sprinter. Im weiteren Verlauf der Etappe verpflichteten sich Lukas Pöstlberger, Lennard Kämna und auch Emanuel Buchmann zur Tempoarbeit. So schaffte Bora es erneut einige Sprinter, darunter Sam Bennett, zu distanzieren. Wenn das deutsche Team so weiter arbeitet und den anderen Sprintern nicht nur Kräfte raubt sondern ihnen auch keine Möglichkeit gibt bei Zwischensprints Punkte zu sammeln, könnte Peter Sagan wohl doch noch in Grün nach Paris kommen.

Bora-hansgrohe kontrolliert im Kampf um das Grüne Trikot das Renngeschehen der Tour de France 2020
© A.S.O./Alex Broadway

Das Finale dieser Etappe war schwer. Zwei Anstiege der vierten Kategorie auf den letzten zehn Kilometern versprachen Spannung pur. Es gab einige Attacken, auch noch einmal von Lennard Kämna, als Erster kam jedoch Soren Kragh Andersen kurz vor einem reduzierten Feld rund um Peter Sagan an. Als Vierter konnte der sich sicherlich weniger Punkte als erhofft sichern.

  • Gelbes Trikot: Primoz Roglic
  • Grünes Trikot: Sam Bennet
  • Bergtrikot: Benoit Cosnefroy
  • Weißes Trikot: Tadej Pogacar
  • Teamwertung: EF Pro Cycling
  • Kämpferischster Fahrer: Stefan Küng

15. Etappe – INEOS geht unter

Die 15. Etappe führt hinauf zur Bergankunft auf dem Grand Colombier. Doch vorher galt es für die Fahrer bereits zwei Berge der ersten Kategorie zu bewältigen.

Vorher gab es jedoch eine unschöne Szene. Eine Sekunden Unachtsamkeit von Bob Jungels und Sergio Higuita sorgen für einen Sturz des Kolumbianers der infolge dessen die Tour beendet. Einem Fahrer hierbei die Schuld zuzuschieben ist unserer Meinung nicht richtig, weshalb wir es an dieser Stelle auch dabei belassen. Bob Jungels stürzt später selber da er ein unachtsamer Krankenwagen ihn überholt und mit dem Seitenspiegel berührt.

Wout van Aert beweist am Berg seine Qualität
Wout van Aert lässt einige der besten Bergfahrer stehen © A.S.O./Pauline Ballet

Auch bei dieser Etappe versuchte eine Ausreißergruppe den Etappensieg unter sich aus zu machen, mit dabei Simon Geschke. Doch das Team des Gesamtführenden hatte etwas dagegen und hielt den Abstand klein. Am Schlussanstieg dann die Überraschung, als Wout van Aert die Tempoarbeit für seinen Leader macht, muss Egan Bernal bereits früh abreißen lassen. Das hätte man vom Team Sky/Ineos, das seit Bradley Wiggins Tour-Erfolg dominiert, nicht erwartet. Doch es ist die Gesamtperformance des Team Jumbo, die heute den Unterschied macht, denn auch Co-Leader Tom Dumoulin trägt mit einer langen Führung zum Erfolg bei. Auf dem Weg zur Ziellinie konnte jedoch Tadej Pogacar das Tempo nicht nur mitfahren sondern auf den letzten Metern auch die Etappe für sich entscheiden.

  • Gelbes Trikot: Primoz Roglic
  • Grünes Trikot: Sam Bennet
  • Bergtrikot: Benoit Cosnefroy
  • Weißes Trikot: Tadej Pogacar
  • Teamwertung: Movistar Team
  • Kämpferischster Fahrer: Pierre Rolland

Fazit der zweiten Woche

Die zweite Woche war für alle deutschen Zuschauer wohl durchaus erfreulich. Andre Greipel scheint die Blessuren der ersten Woche hinter sich zu lassen und kann mit etwas Glück auf ein gutes Ergebnis in Paris hoffen. Lennard Kämna, Max Schachmann und Simon Geschke sind sehr präsent. Egal ob in Ausreißergruppen, am Kopf des Feldes oder im Etappenfinale. Auch wenn es noch nicht für einen deutschen Sieg gereicht hat, bleiben wir zuversichtlich.

Marc Hirschi’s Etappensieg am Donnerstag war wohl eines der Highlights aus sportlicher Sicht. Nachdem er bereits zweimal ganz nah dran war, holt er sich hiermit wohl verdient seinen ersten Profisieg und hinterlässt einen guten Eindruck.

Auch Stefan Küng macht eine gute Figur. Der Europameister im Zeitfahren war in einigen Ausreißergruppen vertreten und trug zweimal die Rote Rückennummer.

Im Kampf um die Trikots bleibt es eng. Gerade da Tadej Pogacar und Primoz Roglic beide gute Zeitfahrer sind könnte es selbst am letzten Tag noch Veränderungen im Klassement geben. Egan Bernal hat mit 8:25 Rückstand seine Chance auf einen zweiten Toursieg wohl verspielt.

Team INEOS - Bernal, Kwiatkowski und Castroviejo am Grand Colombier während der Tour de France 2020 Etappe 15
Edelhelfer Kwiatkowski betreibt Schadensbegrenzung im Team INEOS © A.S.O./Alex Broadway

Sam Bennett kämpft aktuell an allen Anstiegen gegen das deutsche Team um Peter Sagan welches im das Grüne Trikot abnehmen möchte. Deceuninck-Quick-Step stellt im dafür das restliche Team zur Verfügung. Wer in Paris den Kürzeren zieht und wer triumphiert und jubeln darf bleibt abzuwarten.

Auch für Benoit Cosnefroy ist diese Tour noch nicht vorbei. Aktuell im Trikot des Bergbesten – welches allerdings häufig einen fleißigen Ausreißer belohnt – unterwegs quält er sich im Gruppetto über die Anstiege. Pogacar, Roglic, Hirschi und Peters haben aktuell nur 5 Punkte Abstand und sind in den Bergen allemal gut unterwegs. Es nicht unwahrscheinlich das einer der Vier das Trikot am letzten Tag der Tour trägt.

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